Der „Bomben“-Zyklon Joshua

Der Sturmwirbel „Joshua“ (international „Benjamin“) gehört mal wieder zu denjenigen Tiefdruckgebieten, die sich extrem rasch und stark entwickelt haben, was man in der Meteorologie als Bombogenese bezeichnet.

Der Begriff Bombogenese entstand 1980 nach einer Untersuchung zu explosiver Zyklogenese. (Frederick Sanders, John R. Gyakum: „Synoptic-Dynamic Climatology of the Bomb“/“Synoptisch-dynamische Klimatologie der Bombe“). Von dieser spricht man bei Tiefdruckgebieten in mittleren Breiten ab einem Druckfall von 1 hPa/Stunde im Bodenniveau über einen Zeitraum von 24 Stunden.

Der Kerndruck des Wellentiefs „Joshua“ lag am 22.10.2025, 00 UTC, noch etwa bei 1000 hPa, 24 Stunden später hatte das Sturmtief im Zentrum über dem Ärmelkanal bereits etwa 975 hPa aufzuweisen, was weitere 24 Stunden später über der Nordsee ebenso der Fall war. Der tiefste Luftdruck wurde von zwei Schiffen gemeldet. Das unter norwegischer Flagge fahrende Frachtschiff Star Instind verzeichnete am 23.10.2025, 21 UTC, nördlich von Ameland (Westfriesland) einen Druck von 971,0 hPa, ein weiteres Schiff zum 03 UTC-Termin am 24.10.2025 971,4 hPa knapp südwestlich von Helgoland. Mit weiterer Annäherung des Wirbels fiel der Luftdruck auf Helgoland bis um 02 UTC auf ein Minimum von 976,5 hPa und bis 03 UTC an der Station in List auf Sylt auf 973,6 hPa. Jeweils vierundzwanzig Stunden zuvor waren es an beiden Stationen noch 990,7 hPa.

Wellentief „Joshua“ entwickelt sich zur Sturmzyklone, Bodenwetterkarte vom 22. und 23.10.2025, jeweils 00 UTC
(Quelle: Berliner Wetterkarte e.V.)

Mit der Vertiefung der Zyklone ging die Verschärfung des Luftdruckgradienten vor allem auf der Tiefrückseite einher, was wiederum ein starkes Windfeld bewirkte. Die Modellvorhersagen vom Europäischen Zentrum für Mittelfristige Wettervorhersage (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) haben ausgehend vom 22.10.2025, 00 UTC, für Donnerstag Mittag, also 36 Stunden später, für die Westküste Frankreichs zur Biskaya aber auch rund um den Ärmelkanal Windgeschwindigkeiten in Orkanstärke 12 Beaufort vorhergesagt.

Wind, 10 m, und maximale Böen, Vorhersage des ECMWF vom 22.10.2025, 00 UTC, für 23.10.2025, 12 UTC (Quelle: MeteoIQ GmbH)

Die Messungen an den Stationen entlang der französischen Küste zeigten maximale Windgeschwindigkeiten um 40 m/s, also volle Orkanstärke 12 Beaufort.

Maximale Windgeschwindigkeit, Mi, 22.10.2025, 18 UTC, bis Do, 23.10.2025, 18 UTC, links in m/s, rechts in Beaufort
(Quelle: MeteoIQ GmbH)

Auch die Sturmanalyse der MeteoIQ GmbH ergab Böen der Stärke 12 Beaufort, vor allem im Seegebiet der Biskaya.

Sturmanalyse für Donnerstag, 23.10.2025 (Quelle: MeteoIQ GmbH)

Mit der Verlagerung des Tiefs „Joshua“ Richtung Nordsee verlagerte sich auch das Starkwindfeld, wodurch zunehmend auch Deutschland betroffen war.

Orkantief „Joshua“ über dem Nordseeraum, Bodenwetterkarte vom 24. und 25.10.2025, jeweils 00 UTC
(Quelle: Berliner Wetterkarte e.V.)

Die Vorhersage der maximalen Windgeschwindigkeiten des ECMWF vom 23.10.2025, 00 UTC, für 36 Stunden später ergab eine recht gute Übereinstimmung mit der Sturmfeldanalyse der MeteoIQ GmbH.

Maximale Böen, Vorhersage des ECMWF vom 23.10.2025, 00 UTC, für 24.10.2025, 12 UTC, und Sturmanalyse für Freitag, 24.10.2025 (Quelle: MeteloIQ GmbH)

In Deutschland waren es die Nordseeküste, aber auch exponierte Lagen, wie der Brocken im Harz, wo der Wind in Böen Stärke 10 bis 12 Beaufort erreichte.

Maximale Windgeschwindigkeit, Do, 23.10.2025, 18 UTC, bis Fr, 24.10.2025, 18 UTC, links in m/s, rechts in Beaufort
(Quelle: MeteoIQ GmbH)

Neben dem stürmischen Wind mit teils Orkanböen war Regen ein Thema in Deutschland im Bereich des Tiefdruckwirbels „Joshua“. Am 23.10.2025 war es flächendeckend eher die Südhälfte, während im weiteren Verlauf kleinzelliger aber dennoch teils intensive Niederschläge im Süden, aber auch im Westen und Norden registriert wurden.

Starkregenanalyse für den 23., 24. und 25.10.2025 (Quelle: MeteoIQ GmbH)

Am Sonntag, 26.10.2025, füllt sich das Tief „Joshua“ vor der dänischen Nordseeküste langsam auf. Dennoch wird vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie bei Hochwasser in der Nacht und am Morgen, später auch am Nachmittag und Abend entlang der Nordseeküste als auch im Elbe- und Wesergebiet eine Sturmflut erwartet, wie z.B. die Wasserstandsvorhersagen für den Pegel Husum, Schleuse, uns Hamburg-St. Pauli, Elbe, zeigen.


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