Optimisten wandeln auf der Wolke, unter der die Pessimisten Trübsal blasen – ein objektiver Blick auf den Sommer 2025 in Mitteleuropa

Dieses Zitat von Charles-Joseph de Linge beschreibt in gewisser Weise den vergangenen Sommer in Mitteleuropa, bzw. das Wetter und die Sicht darauf. Subjektiv erschien er vielen als kalt, nass und wenig sommerlich. Richtig ist, es gab in Deutschland und vielen angrenzenden Ländern keine durchgängige Hitzewelle, keine Dürre, keine Sonnenschein- oder Temperaturrekorde, mal abgesehen von der Temperatur der Nordsee. Richtig ist auch, es gab regionale Unterschiede. Falsch ist, ihn als schlechtesten Sommer seit langem, der keiner gewesen sein soll, zu bezeichnen, vor allem, wenn man in Nachbarländer Deutschlands schaut, wo z.T. enorme Hitzewellen auftraten.

Berlin

Fangen wir lokal an, in Berlin zeigen die Mittelwerte der an der Station Dahlem der Freien Universität gemessenen Parameter, dass der Sommer 2025 hier zu warm, zu sonnig und zu trocken war, wenn auch meist nur zu einem geringen Maß.

Die Mitteltemperatur liegt bei 18,9 °C und damit 0,3 K über dem Normalwert der Bezugsperiode 1991 bis 2020. Dabei gab es im Juni die meisten Sommertage (Höchsttemperatur mindestens 25,0°C), mehr als die Hälfte des Monats, im Juli dagegen kamen nicht einmal 10 Tage mit dieser Temperatur zusammen, dagegen verzeichnete der August wieder mehr, 11 Sommertage gab es in Berlin.

Höchst- und Tiefsttemperatur, Berlin-Dahlem, Sommer 2025
(Quelle: Institut für Meteorologie, Freie Universität Berlin )

Im Sommer 2025 zeigte sich die Sonne in Dahlem 742,7 Stunden, das sind 5 % mehr als im 30jährigen Mittel zu erwarten gewesen wäre. Und der Niederschlag traf nur mit 116,7 l/m2 den Niederschlagsmesser, 16 % zu wenig.

Temperatur in Deutschland und Frankreich

Deutschlandweit lag der Sommer nach den Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes Ende August mit einer Mitteltemperatur von 18,3 °C um 0,7 K über dem Normwert 1991-2020.

Geprägt war er von zwei markanten Hitzewellen. Die Temperatur stieg zunächst Ende Juni auf Werte über 30 °C und hatte Anfang Juli verbreitet ihr Maximum über der 35 °C-Marke. Der Höchstwert des gesamten Sommers wurde dabei am westlichen Rand des Hochdruckgebietes BETTINA am 02.07. mit 39,3°C in Andernach im nördlichen Rheinland-Pfalz erreicht, selbst auf dem Gipfel des Harzes, dem Brocken, wurde an diesem Tag 29,2 °C erreicht. Die zweite Hitzewelle stellte sich Mitte August am Westrand des Hochdruckgebietes JULIA ein. Abseits der Küsten stieg die Temperatur verbreitet über 30 °C, wobei die höchste Temperatur mit 37,1°C am 15. im unterfränkischen Kitzingen gemessen wurde.

Beachtlich ist die Temperatur der Nordsee im Sommer 2025 gewesen, laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) lag die monatliche mittlere Wasseroberflächentemperatur in den einzelnen Sommermonaten teils 2 K über den Normalwerten und geringfügig über den Werten des seit Beginn der Messungen 1969 im Mittel wärmsten Jahres 2014.

Monatliche mittlere Wasseroberflächentemperatur der Nordsee, 2024, 2025, Normalwerte 1990-2024
(Datenquelle: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie)

Zwischen den beiden Hitzephasen gab es unter einer nahezu stabilen Höhentieflage über Mitteleuropa vergleichsweise kühle Wochen, wobei die Temperatur am 10.07. in Meßstetten im Süden Baden-Württembergs auf 3,5 °C sank.

Deutlich wärmer gestaltete sich von Juni bis August 2025 das Wetter in Frankreich, wo mit einer Mitteltemperatur von 22,2 °C der drittwärmste Sommer seit 1900 auftrat, und es in diesem Jahr der vierte sehr warme Sommer in Folge war.

Die 10 wärmsten Sommer in Frankreich seit 1900 (Quelle: Météo France)
Tägliche Mitteltemperatur im Sommer 2025 im Vergleich zu den täglichen Normaltemperaturen (1991-2020)
als Maß für Hitzewellen in Frankreich
(Quelle: Météo France)

Mit ebenso wie in Deutschland mit zwei Hitzewellen erlebte Frankreich 27 Tage mit Hitzewellenbedingungen („vague de chaleur“ oder „canicule“). Zuerst vom 19.06. bis 04.07.2025 unter Einfluss eine blockierenden Höhenhochlage. Dabei stieg z.B. die Temperatur am 01. Juli maximal bis auf 41,3 °C in Nîmes-Courbessac an. Extrem warm, war auch das Mittelmeer, das bereits Ende Juni an der Oberfläche durchschnitlich 26,1 °C aufwies, etwa 3 K über den 30jährigen Normalwerten.

Blockierende Hochdrucklage im Juni/Juli 2025 über Frankreich (Quelle: Berliner Wetterkarte e.V.)

Die zweite Hitzewelle in Frankreich trat zwischen dem 08. und 18. August 2025 auf, 11 Tage, davon 8 Tropennächste (Tiesttemperatur nicht unter 20 °C), damit war es die längste Hitzewelle im Monat August nach dem August 2003, die 16 Tage dauerte. So wurde es in Nîmes mit maximal 41,8 °C am 10.08.2025 auch noch einmal deutlich wärmer als Anfang Juli zuvor und auch als während der großen Hitzewelle in Frankreich im August 2003, als dort ein Maximum von 40,5 °C gemessen wurde.

Temperaturverlauf in Nîmes (oben) und Lyon (unten) (Quelle: MeteoIQ)

40,5 °C war der Höchstwert 2003 in Lyon, hier wurde am 13.08.2025 „nur“ 39,6 °C erreicht. Dennoch führte die Hitzewelle im August dazu, dass Museen während der

Kaum Wasser im Fluss Gardon unterhalb der Pont du Gard im Süden Frankreichs während der Hitze und Trockenheit Mitte August 2025
(Foto: Uwe Gebauer)
Hitze und Trockenheit Mitte August 2025 in Lyon lassen sich an der Vegetation ablesen (Foto: Uwe Gebauer)

Der Sommer 2025 liegt hinsichtlich der Anzahl der Hitzewellentage von 27 in Frankreich seit 1947 an zweiter Stelle, nach dem Sommer 2022 (33 Tage in drei Episoden).

Niederschlag in Deutschland und Polen

Beim Niederschlag war die Sommerbilanz in Deutschland fast ausgeglichen. Mit 227 l/m2 fehlten nur knapp 5 % bis zum 30jährigen Mittelwert. Jedoch gab es regional erhebliche Unterschiede: Während in den Alpen teils mehr als 700 l/m2 zusammenkamen, fielen in der Mitte Deutschlands teils weniger als 200 l/m2 . Die höchste Tagessumme gab es mit 111,7 l/m2 am 20.08.2025 in Todtmoos im Südschwarzwald. Dabei waren der Juni und der August sonst meist niederschlagsarm, der Juli aber wies regional eher überdurchschnittlich nasse Gebiete auf.

So gab es z.B. In der letzten Juliwoche in diversen Regionen in Deutschland und Polen zahlreiche Überschwemmungen.

In Polen gab das Institut für Meteorologie und Wassermanagement (IMGW-PIB) am 26.07.2025 eine Warnung vor starken Niederschlägen heraus, mit 120 l/m2 wurde in 28 Stunden gerechnet.

Die Rechnungen des ICON-EU-Modells vom 26.07.2025, 12 UTC, für 48 Stunden zeigen, in welchen Regionen die höchsten Mengen zu erwarten sein sollten.

prognostizierte 48-stündige Niederschlagsmenge, ICON-EU-Modell, Modelllauf vom 26.07.2025, 12 UTC, + 48 h (Quelle: MeteoIQ)

Der eine Schwerpunkt lag in den Westbeskiden, im Grenzgebiet zwischen Polen, der Tschechischen und der Slowakischen Republik. Lysá hora (deutsch: Kahlberg, oberschlesisch: Gigula) in den Mährisch-Schlesischen Beskiden registrierte 145,6 l/m2 zwischen dem 26,06.2025, 12 UTC, und dem 28.06.2025, 12 UTC. Auf der polnischen Seite war es Bielsko-Biała im Schlesischen Vorgebirge, das 120,7 l/m2 in diesen 48 Stunden meldete.

Hochwasser an den Flüssen in der Südhälfte Polens, 28.07.2025, 12 UTC) (Quelle: IGMW-PIB)

Der zweite Schwerpunkt lag mehr im Zentrum Polens, in den sich an die Woiwodschaft Schlesien nach Norden und Osten anschließenden Woiwodschaften Łódź und Heiligkreuz. Vom 26.07.2025, 06 UTC, bis 29.07.2025, 06 UTC, wurden hier in Sulejow 52,7 l/m2, in Czestochowa 61,6 l/m2, in Kattowitz 65,3 l/m2 und in Kielce 38,9 l/m2 registriert.

72-stündige Niederschlagsmengen, 26.07.2025, 06 UTC, bis 29.07.2025, 06 UTC
(Quelle: MeteoIQ)

Am Fluss Nida, südwestlich von Kielce, überschritt der Wasserstand am Ende des 28.07.2025 die Alarmstufe von 310 cm. Am 30.07.2025 wurden am Pegel Mniszek 330 cm gemeldet.

Wasserstand am Pegel Mniszek des Flusses Nida, 28. bis 30.07.2025 (Quelle: IGMW-PIB)

Wie die Rechnungen des ICON-EU-Modells vom 26.07.2025, 12 UTC, + 48 h, zeigten (siehe weiter oben), war neben Polen in Deutschland vor allem der Süden von starken Niederschlägen betroffen. Dabei hielt der Dauerregen am Alpenrand auch am 29.07.2025 weiter an. Aschau-Stein registrierte in 72 Stunden bis zum 06 UTC-Termin am 29.07.2025 206,6 l/m2.

72-stündige Niederschlagsmengen, 26.07.2025, 06 UTC, bis 29.07.2025, 06 UTC (Quelle: MeteoIQ)

Starke Niederschläge z.B. im oberen Einzugsgebiet der Tiroler Ache wenig westlich von Aschau-Stein führten dazu, dass für den Landkreis Traunstein am Abend des 28.07.2025 eine Hochwasser-Vorwarnung ausgegeben wurde. Am Pegel Staudach wurde die Meldestufe 1 mit 380 cm am nächsten Morgen erreicht, um 9:00 Uhr lag der Wasserstand bei 388 cm. Erste Ausuferungen traten auf.

Wasserstand am Pegel Staudach, Tiroler Achen, 25. bis 31.07.2025
(Quelle: Hochwassernachrichtendienst Bayern)

Auch im Stau des Schwarzwaldes kam es nach starken Regenfällen von mehr als 100 l/m2 in drei Tagen zu einem Anstieg der Wasserstände an vielen kleinen Flüssen, wie der Alb bei Ettlingen.

Wasserstand am Pegel Ettlingen/Alb, 28. bis 31.07.2025
(Quelle: LUBW, Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg)

Sonnenschein in Deutschland

Die Sonnenscheindauer lag mit ca. 720 Stunden um 10 % über dem Mittelwert. Besonders viel Sonne gab es im Südwesten Deutschlands. Im Saarland wurden 805 Stunden verzeichnet, am Alpenrand sowie im Norddeutschen Tiefland dagegen lokal unter 600 Stunden.

Hier zeigt sich, dass der Eindruck des schlechten Sommers 2025 eigentlich nur auf dem Juli basiert, in dem regional nicht einmal drei Viertel der mittleren Summe der Sonnenscheindauer (1961-1990) gemessen wurde. Dafür brachten die beiden anderen Sommermonate mehr Sonnenschein als normalweise zu erwarten wäre, vor allem in der Mitte des Landes.

Sonnenscheindauer im Juni, Juli und August 2025 sowie prozentuale Monatssummen relativ zu Normalwerten 1961-1990
(Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Fazit für den Sommer 2025

Der Sommer 2025 wies zwar eine große Bandbreite an Wetterperioden in Europa auf, wie z.B. Hitze in Skandinavien sowie in Frankreich, Starkregen im Süden Deutschlands als auch in Polen. Dennoch war er verbreitet eigentlich ein typischer mitteleuropäischer Sommer, wie die Mittelwerte für Deutschland zeigen. Erfahrungsgemäß bleiben aber trübe Tage eher in Erinnerung, was an der Erwartungshaltung liegt: Sommer = Sonne und Wärme, dem das Wettergeschehen in Mitteleuropa normalerweise aufgrund der Lage innerhalb des atmosphärischen Strömungssystems, d.h. im Übergangsbereich zwischen den Subtropen und dem Subpolargebiet nicht gerecht werden kann,

Unterstützung bei wetterbedingten Schadenfällen

Über unseren Dienst MeteoArchiv können Sie bei Schäden in Deutschland einfach und flexibel Auskünfte zu Niederschlag, Hagel, Blitz und Sturm abrufen.

Bei wetterbedingten Schäden durch Starkregen, Sturm, Blitz oder Hagel in Deutschland und im Ausland unterstützt MeteoIQ Versicherungsunternehmen und Versicherungsmakler bei der Deckungsprüfung.

Weitere Informationen zu unseren Services für Versicherungsfragen finden Sie unter https://www.meteoiq.com/de/#insurance. Wir würden uns freuen, wenn wir auch Sie unterstützen können.